Teil 1: Reisebericht bis Paraguay

Es ist schon ein erhebendes Gefühl, in der südlichsten Stadt der Welt zu stehen und das Ganze auf sich wirken zu lassen. Aber der Reihe nach: Nach einer herrlichen Woche in Buenos Aires und zwei an der Laguna Lobos ging die schöne Zeit mit Angelika und Peter zu Ende, am 14.10.02 mussten sie nach Hause fliegen. Der Abschied fällt schwer, aber nun beginnt unsere Tour in dem jetzt für uns Touris günstigen Argentinien. Man darf dabei nicht aus den Augen verlieren, was für uns günstig ist, bedeutet für die Einheimischen Verlust an Kaufkraft, Verteuerung und für viele Armut. Wir fahren die Ruta 3 nach Süden, flaches Land mit vielen Seen und Tümpeln rechts und links der Strasse, wir haben noch nie so viele verschiedene Wasservögel gesehen wie hier. Alles fischt, jagt oder brütet. Die Leute beim einkaufen, in der Stadt, an der Tankstelle usw. sind ausnahmslos sehr freundlich und nett und auf ALEMANIA (steht auf dem Auto) besonders gut zu sprechen.

Wir sind froh um unsere geringen Spanischkenntnisse, aber sobald wir unseren mühsam gebauten Satz loswerden, antwortet man uns in einem Schwall von Castellano und wir stehen mit offenem Mund da. nach schlappen 1.500 km auf sehr guter, wenig befahrener Strasse erreichen wir Valdez. Ein einmaliges Tierparadies und ausgewiesener Nationalpark. Nach einem Tag Pause geht es zum Whale-watching, also mit einem mittelgrossen Boot raus in die Bucht vor Valdez. man ist einfach sprachlos, wenn die riesigen Wale (Bartwale) bis 5 Meter an das Schiff heranschwimmen, ausblasen oder tauchen und die gigantische Schwanzflosse in den Himmel strecken. Als nächstes steht die Rundfahrt (270 km Schottetrpiste) auf dem Plan. Man fährt hier spezielle Punkte an, an denen man Seelöwen, Seeelefanten und Pinguine ganz nah beobachten kann. die Ranger schauen schon, dass die Tiere nicht gestört werden, aber die Seelöwen und Seeelefanten haben die Ruhe weg und grunzen höchstens, wenn man zu nahe ran kommt. Bei den Magellan-Pinguinen steht man fast in ihren Brutplätzen. Sie sind die putzigsten Tiere auf Valdez, man kann ihnen stundenlang zusehen, was wir bei einer Übernachtung ganz in ihrer Nähe, taten.

Auf der Verbindungsstrasse sieht man immer wieder Rudel von Guanacos (Lama-Art) und grosse Laufvögel, den Nandu. Nach 5 Tagen Valdez zieht es uns weiter nach Süden, wiederum 1500 km Fahrt. auf halber Strecke liegt ein Nationalpark mit versteinertem Wald, der ebenfalls besichtigt wurde. Es geht immer durch flaches Land, der Bewuchs wird spärlicher und geht dann in blos noch niedriges Pampagras über. Die Estancias (Farmen) werden grösser, sie liegen bis zu 70 km von der Hauptstrasse ab und sind über kleine Feldwege zu erreichen. Hier im Süden gibt es nur noch Schafzucht. 100 km vor Ushuaia verändert sich die Landschaft dramatisch, es wird bergiger, Berge bis 2000 m, immer mit Schnee bedeckt und es gibt wieder Wälder. Auch das Teerband verlässt uns immer öfter und vermittelt uns das gewisse Schottergefühl, das wir auf der weiteren Tour nach Norden noch sehr häufig brauchen werden. Nach der Überquerung eines Passes (400 m und die Schneegrenze) kommt man zur südlichsten Stadt der Welt - Ushuaia. Mit 50.000 Einwohnern recht gross und touristisch vermarktet, hier steht sogar mittags die Sonne im Norden. Südlich schliesst sich ein Nationalpark mit traumhaft gelegenen Campingplätzen, vielen Seen und Wandermöglichkeiten an. Hier wollen wir einige Tage bleiben - ab jetzt geht es nur noch nach Norden - in die Wärme.

Dezember 2002

Wir sitzen am Nahuel-Huapi-See, 30 km nach Bariloche und 60 km vor der chilenischen Grenze, in einem Nationalpark, ganz alleine, nur das Plätschern der Wellen stört di absolute Ruhe, ein Traum. Morgen werden wir wieder nach Chile wechseln und unseren 7. Grenzübertritt vollziehen. Diese Grenzgänge laufen folgendermassen ab, den grossen Zettel für das Auto abgeben, den grossen für Personaldaten ausfüllen, Stempel in den Pass, beim Zoll wird der grosse Zettel für Auto ausgefüllt und ganz wichtig, ein Formular unterschreiben, dass man kein Fleisch, Wurst, Obst und Gemüse dabei hat. Anschliessend kontolliert der SAG (das sind die Lebensmittelkontolleure) das Auto. Vor der Grenze wird natürlich alles was man nicht mitnehmen darf im auto versteckt. Bei unserem ersten Grenzübertritt haten wir noch 6 Eier im Kühlschrank, der SAG-Beamte meinte, es gibt 2 Möglichkeiten: 1. er nimmt die Eier und vernichtet sie oder 2. wir essen sie auf. Also gab es auf dem Zollhof 6 Spiegeleier, eine unerwartete Zwischenmahlzeit. Ihr seht, diese Grenzen sind einfach zu machen, ein Carnet de Passage oder andere Papiere, ausser dem KFZ-Schein werden nicht gefordert. Eine Versicherung wird nicht kontrolliert (in Argentinien sind nur ca. 30% versichert). Wir haben unser Auto für 6 Monate für 100 Euro versichern können.

Unsere Tour

Wir verlassen Ushuaia und fahren zu dem auf der chilenischen Seite gelegenen Hafenstädtchen Porvenier. Hier gibt es eine Fähre über die Magellan-Strasse nach Punta Arenas. Auf diese Fähre, klein und zart, wie sie daliegt passen ca. 20 Autos. Bei der Überfahrt weht nur ein mittelstarker Wind und wir waren überrascht, dass wir nicht im Auto bleiben konnten. Aber bald war uns klar warum, weiter draussen wurden die Wellen höher und alle 2 Minuten kam ein kleiner Brecher über das KFZ-Deck und so konnten wir in Punta Arenas ein blitzblank mit Salzwasser gewaschenes Wohnmobil vom Schiff fahren. Von hier aus gings zum grossen Highlight, dem Torres del Paine Nationalpark. Vorher besuchten wir noch eine riesige Höhle (Cuevas del Mildon), hier wurde 1892 das Gerippe eines Sauriers (Riesenfaultier) gefunden. Auch lebten dort bereits vor 10.000 Jahren einige unserer Vorfahren. Torres del Paine - Nationalpark, im Reiseführer steht, sie lieben ihn zu Tode und es ist auch einiges los dort. Der Eintritt, 11 Euro pro Person ist für diese Ecke, wie meine Tochter sagt "auch nicht gerade ein Schnäppchen", aber jeden Cent wert. Die nadelspitzen Berge (Torres), dre Gletscher Grey, bei dem im davorliegenden See die abgebrochenen Eisberge schwimmen, die Seen mit ihren tiefen Farben, von türkis über blau bis grün, die Wasserfälle und Cascades, die einzigartige Tierwelt von Guanakos bis Flamingos. Man kann es schlecht beschreiben, man muss es sehen!

Weiter geht es wieder nach Argentinien und auf sehr durchschnittlichen Strassen zum nächsten Höhepunkt, dem Gletscher Perito Moreno, einer der wenigen Gletscher die immer noch wachsen, liegt er am zweitgrössten See von Südamerika, dem Lago Argentina. Man kann sehr nahe ranfahren und über ein weitverzweigtes, angelegtes Wegnetz dem Gletscher tief ins Auge blicken. Die Abbruchkante, bis 60 Meter hoch, insgesamt 4 km breit und 14 km lang, ist es schon ein herrliches Erlebnis, wenn riesige Brocken in den See klatschen. Zuerst ein Knistern, dann ein furchtbarer Knall und der Aufschlag mit grossen Wellen - faszinierend! Auf dem Parkplatz direkt über dem Gletscher, beim Schild “Übernachten verboten” bleiben wir die Nacht und werden immer wieder von Grollen und Krachen geweckt. Dann gehts über die Ruta 40, der (Alb-)Traum aller Patagonienfahrer. Sie ist ein Graus, mal schmal wie ein Feldweg, festgefahrene Erde, Schotter mit Wellblech, grosse Steine oder einfach nur Flussbett abwärts, alles schön abwechselnd, dass es nicht langweilig wird. Die Landschaft mit Flussläufen und Seen ist aber sehr ansprechend. Hier hatten wir unseren ersten Plattfuss, dem noch zwei weitere folgten und dieser Reifen verabschiedete sich dann auch noch mit einem grossen Knall.

Auf der Strecke liegt noch die “Cueva de los Manos” - Höhle der Hände, hier haben indianische Ureinwohner von 12.000 bis 1.500 v. Chr. diese Höhle bewohnt, Tier- und Jagdzeichnungen, sowie Abdrücke von Händen an die Felsen angebracht. Man kommt schon ins Grübeln, diese Zeichnungen überstanden Tausende von Jahren, was bleibt von unserer Zeit? Das Reisen, auch hier im ausgesetzten Patagonien, ist wirklich einfach, wenn auch grössere Ortschaften oft weit auseinander liegen, gibt es dort immer wieder alles an Vorräten, wie Sprit usw. Bei Chile Chico wechseln wir wieder die Grenze um auf der Careterra Austral weiterzufahren. Leider spielt das Wetter nicht mit, am 2. Tag Regen, ab 300 Meter Schnee, der auf der Piste liegenbleibt, die zu den “absolut besten” gehört, die wir jemals gefahren sind.

So suchen wir wieder das Teerband und fahren über Coyhaique wieder nach Argentinien - die Zöllner kamen fast im Schlafanzug - es war Sonntag gegen 10.00 Uhr morgens. Über Esquel geht es nach El Bolson und hier fängt der Sommer an, es wird warm und wir legen sofort eine grosse Pause ein. Die 120 km bis San Carlos de Bariloche (der Traum vieler Argentinier) arbeiten wir uns langsam in 30-km-Sprüngen vorwärts. Bariloche, eine Touristenstadt am Nahuel Huapi See, von Bergen eingerahmt, liegt wirklich traumhaft schön. Hier sitzen wir nun und lassen die Füsse im Wasser baumeln, mehr geht noch nicht!

Januar 2003

Hier am Pazific-Strand bei Iquique, ganz im Norden von Chile (Luft 25, Wasser 20 Grad), die Wellen rauschen , am Strand stehen noch 10 Zelte von Einheimischen, in der grossen Sandbucht zu sitzen, ist herrlich. Endlich kann man wieder tief durchatmen, man ist ja auf Meereshöhe, nach der Hitze im Norden von Argentinien und der Höhe (4600 m) der Andenpässe, ein wahrer Genuss. Zurück zu unserer Tour: Von Bariloche fahren wir wieder nach Chile ins chilenische Seengebiet mit den Vulkanen Osorno und weiter zum Vulkano Villarica, halb mit Schnee bedeckt und majestätisch alleinstehend, vor sich hinrauchend. Hier im Süden von Chile leben viele ausgewanderte Deutsche und so werden wir sogar auf der Autobahn angehalten um ein Schwätzchen zu halten, nach dem woher und wohin. Man merkt überall in Chile, dass sie die "Preussen" von Südamerika sind, überall sind Schilder aufgestellt, was man darf und was nicht, alles ist exakt geordnet und sortiert, die Polizisten und Soldaten und wer weiss sonst noch alles, in topsauberen Uniformen, aber alle sehr freundlich und hilfsbereit. Weiter geht’s die Panamericana nach Santiago de Chile und am nächsten Tag ist die Besichtigung der Stadt angesagt, beginnend am Plaza de Armas mit den Malern, der Kathedrale, der Central-Post, das historische National-Museum, hernach der Mercado Cantral, weiter zur Standseilbahn "Fanicular", hinauf zum San Christobal. Von hier oben hat man einen herrlichen Überblick über Santiago.

Noch eine Besonderheit von Chile, in den grossen Supermärkten, wird in der Fleich-, Wurst und Käseabteilung sowie in der Konditorei, Mund- und Haarschutz, selbstverständlich Handschuhe, getragen. Man meint oft, man ist in einem Ooperationssaal, alles ist pico-bello sauber. Könnte man das nicht auch bei uns einführen?? Am nächsten Tag klettern wir über den 3200 m hohen Pass über die Anden nach Mendoza/Argentinien. Der Aconcagua mit 6959 m der höchste Berg von Amerika hüllt sich leider in Wolken. Von Mendoza geht es nach Norden und die 30 Grad werden immer locker übersprungen. So kommt es vor, dass wir nur ganz kurze Strecken fahren, um bei einem Campingplatz mit Pool (die fast in jedem Dorf vorhanden sind) sofort wieder eine Pause einzulegen. Bei einem besonders schönen und grossen Camping mit Pool wurde jeder Besucher von einem Doktor auf Fusspilz und Läuse untersucht - wo hat man schon sowas und noch dazu kostenlos? Auf unserer Strecke liegt auch der grösste Wallfahrtsort von Argentinien, Difunta Correa. Der Sage nach verdurstete Difunta Correa in der Wüste (am Wallfahrtsort), die Tote wurde 3 Tage später gefunden, ihr Baby lag noch an ihrer Brust, saugte und überlebte. D.C. ist auch die Schutzheilige der Auto- und LKW-Fahrer und so gibt es in Argentinien und Chile hunderte von kleinen Gebetsecken, an welchen gefüllte Wasserflaschen abgelegt werden. Weiter geht’s Richtung Norden durch wüstenähnliches Gelände mit herrlichen blühenden Kakteen. Die Landschaft verändert sich, es wird tropisch, feucht und heiss, so suchen wir wieder eine Strecke aus, die in die Berge führt. Es geht steil bergan, die Vegetation ändert sich und wir sind im Regenwald und wie Marianne sagt: “im Regenwald, da regnets halt!”. Es ist fantastisch, leichter Nieselregen und Nebelfetzen in diesen riesigen von Farnen und Moos behangene Bäumen, bis auf 2000 m Höhe, dann direkt am Bergkamm, scheint wieder die Sonne und wir kommen ins Valle de Tafi, ein herrliches grünes von einigen 5000-ern eingerahmtes Tal. Ein angenehmer Platz zum Verweilen. Über einen Pass geht es wieder runter zum Valle de Amaica, hier ändert sich die Landschaft wieder und es wird wüstenähnlich. Wir besuchen die Indio-Festung Quillmes aus dem 11. Jahrhundert, die von den Spaniern erst nach 35-jähriger Gegenwehr im Jahr 1675 erobert wurde. Am Abend beim Grillen muss man schnell essen, dass die Fliegen nicht das meiste abbekommen!

Weihnachten wird hier anders gefeiert als bei uns, so gegen 22.30 Uhr beginnt man mit dem Essen, um 24 Uhr wünscht man sich “frohe Weihnachten” und lässt ein Feuerwerk mit Böllern abbrennen, so wie bei uns Sylvester. Die jungen Leute gehen auf Partys, die überall lautstark stattfinden und das ganze zieht sich hin bis es hell wird - für uns also eine laute und “fröhliche” Nacht! Salta la linda (die Schöne), die grösste Stadt im Norden Argentiniens wird besichtigt, auch so eine grosse Stadt lässt sich einfach besichtigen, wenn man einen Stadtplan hat, denn wie alle Städte und Dörfer in Argentinien und Chile ist sie schachbrettartig aufgebaut und somit alles, auch mit dem eigenen Auto, leicht zu finden. Nach Salta gehen wir die Andenüberquerung am Paso de Jama an. Es geht nach langer Anfahrt über endlose fantastische Serpentinen auf 4000 m hoch, dann nach Susques auf 3.500 m runter, hier übernachten wir. Am nächsten Tag über brutales Wellblech (130 km in 4,5 Stunden) und Schotter zum Paso de Jama (4200 m), der gleichzeitig die chilenische Grenze ist. Ab hier schöne Teerstrasse, die sich noch bis 4600 m hochzieht. Hier plagt sich PAAM (P eter, A ngelika, A natol, M arianne) unser Wohnmobil mit seinen 65 PS, 24 Jahren und 200.000 km auf dem Buckel, ganz gehörig. Die Abfahrt ins 2.600 m hohe San Pedro de Atacama ist einfach unbeschreiblich. Es geht mehr oder weniger gerade hinunter ins Tal, auf 45 km werden so 2000 Höhenmeter überwunden. San Pedro ist scheinbar “inn”.Hier treffen sich Rucksacktouristen aus allen Ecken der Welt. So verbringen wir lieber die Sylvesternacht im “Valle de la Luna” (Tal des Mondes), abseits von San Pedro. Den Neujahrstag beginnt nicht vielversprechend, zuerst fällt der Kurbelmechanismus der Fahrertür-Seitenscheibe aus und die Scheibe rauscht runter in die Tür, zum Glück ohne Sprung, dann 100 km weiter verliert ein gerade in San Pedro geflickter Reifen Luft und ist zerstört, aber was solls!

In der Nähe der Stadt Calama liegt die grösste offene Kupfermine der Welt. Auf 3000 m Höhe wurde in Stufen ein Loch von 4 km Länge , 2 km Breite und 800 m Tiefe gesprengt und gegraben, es werden täglich 100.000 Tonnen Gestein gesprengt, das ergibt jährlich 1 Million Tonnen reines Kupfer. Ein PR-Büro der Mine veranstaltet Führungen und so stehen wir mit ca. 100 Leuten um 9 Uhr bereit. Es muss in 2 Etappen besichtigt werden, aber es war sehr interessant. Diese riesige Grube, Trucks die 260 Tonnen Gestein aufladen können mit Reifen, die 4 m hoch sind, die Schmelzanlage, die wir mit Schutzanzügen und Schutzmasken besichtigen können, war einmalig. Jetzt geht es runter zum Meer, durch die von hohen Bergen eingerahmte Atacama-Wüste und so sieht es unwirklich aus, als auf einmal der Pazific vor uns liegt. Die Berge steigen fast direkt aus dem Meer hoch,aber wie auch weiter oben ist hier keinerlei Vegetation, aber herrliche Strände.

Februar 2003

Wir sitzen wieder am Strand von Nord-Chile und hören uns den Wetterbericht von zuhause an, Schnee, Regen und kalt. Bei uns 28 Grad Luft, Wasser 20 Grad und wir sind sehr zufrieden. Man muss sich den Strand so vorstellen, die Atacama-Wüste geht bis zum Meer, kein Grashalm, kein Baum wächst, Sand und Geröll bedecken den oft nur 100 m breiten Strand. Dahinter erhebt sich meist schroff bis auf eine Höhe von 1200 m die Cordilliere und geht dann auf weiteren 100 Kilometern in die Anden über. Da jetzt Schulferien und Urlaubszeit ist, stehen jede Menge Camper mit ihren Zelten am Strand, aber Platz ist noch immer und überall, da Chile über einige tausend Kilometer Küste verfügt. Wir fahren über Iquique zur nördlichsten Stadt in Chile, Arica. Eine junge Stadt, die die Chilenen im Salpeter-Krieg gegen die Bolivianer und Peruaner kassiert haben. Die moderne Stadt mit sehr guter Infrastruktur ist unser Ausgangspunkt für die Weiterreise nach Bolivien und Peru.

Da mir (Anatol) ja bekannt war, dass ich Höhen über 3.500 m nicht gut vertrage, gehen wir den Aufstieg zur Andenüberquerung langsam an. Auf 2.500 m verbringen wir den ersten Tag und die Nacht, auf dieser Höhe stehen die sehr seltenen Candilaber (Kerzenhalter) Kakteen. Am 2. Tag fahren wir nur bis auf eine Höhe von 3.500 m und bleiben ebenfalls für die Nacht. Hier stellen sich schon die ersten Probleme ein (Kopfschmerzen, fast kein Schlaf usw.), aber trotzdem wollen wir es angehen. Das Wetter ist ziemlich verhangen und so sehen wir die grandiose Bergwelt nur zum Teil. Es geht über einen 4.660 m hohen Pass, die Grenze zu Bolivien wird, wie bisher ohne Probleme genommen, noch schnell Geld wechseln und schon geht’s weiter. Die Leute sehen ab der Grenze völlig anders aus. Es sind Indios in ihren bunten Trachten. Die Behausungen und Hütten sind hier im Hochland sehr ärmlich. Die vielen Lamas und Vecunas, zum Teil mit ihren Jungen, haben es uns angetan. Die Lamas sind oft mit bunten Bändern gekennzeichnet und sehen dadurch sehr lustig aus. Wir fahren bis ca. 100 km vor La Paz und bleiben hier für die Nacht - und was für eine Nacht!! Anatol bekommt schwere Migräneanfälle, keinen Schlaf und ihm ist sehr schlecht und schwindelig. Auch Marianne ist nicht gut drauf. Gegen Morgen beschliessen wir, da wir uns die nächsten 14 Tage immer auf einer Höhe von ca. 3.7oo m bewegen würden, die Tour hier abzubrechen und zurückzufahren, es geht nicht!!! Wir sind sehr traurig da wir nun weder den Ticitacasee, noch den Machupicchu sehen werden, vor allen Dingen, da wir die Länder Kolumbien und Venezuela wegen der anhaltenden Unruhen schon aus unserer Reiseroute streichen mussten, trifft es uns doppelt hart. Aber man kann halt nicht alles haben!

Bei der Rückfahrt klart das Wetter auf und es wird ein wunderbarer Tag und so können wir in der Nähe der bolivianischen Grenze die zwei herrlichen schneebedeckten Vulkane Pomarape 6.250 m und Parinolta 6.330 m, sowie den höchsten Berg der Gegend, den Nevado de Sajama 6-520 m, bewundern. Die 2 Vulkane spiegeln sich im angeblich höchstgelegenen See der Erde, dem Lago Chungara 4.520 m. So geht es wieder runter und alle gesundheitlichen Probleme lösen sich mit jedem Meter, den es tiefergeht auf. Wir bleiben noch ein paar Tage in Arica/Chile und wollen nun Peru, also das Tiefland Peru, bis Nasca, dort wo die weltbekannten Geoglyphen (Linien) sind, erkunden. Auch diese Grenze, unser 12. Grenzübergang, passieren wir ohne Probleme. Auch die Peruanaer haben eine SAG-Kontrolle, d.h. kein Obst, Fleisch usw. darf mitgeführt werden. Wir hatten jede Menge dabei, aber die Beamtin hat uns gleich vor dem Auto noch eingeredet, dass wir gar nichts hätten und wollte das Auto auch nicht kontrollieren. Bald erreichen wir das kleine, aber schmucke Städtchen Tacna, sehr schön angelegt und sauber. Auch hier in Peru kann man mit seiner Kreditkarte am Bankautomaten Geld abheben. Die Stadt Ilo am Meer war für uns eine weitere Überraschung, am Strand “Rimini live”. Hunderte von Peruanern mit Sonnenschirmen, dahinter kleine Strandhütten mit Essen und Getränkeständen. Es war einfach lustig, dort einen Tag zu verbringen. Als nächstes geht es zu der in den Bergen auf 2.200 m gelegenen zweitgrössten Stadt in Peru, Ariquipa. Hier lassen wir unser Auto sicher auf einer Tankstelle stehen und fahren mit dem Taxi zum “Plaza de Armas” (gibt es in fast allen Städten von Südamerika). Mit der grossen Kathedrale und den schönen Arkaden, dann zu dem bekannten Nonnenkloster, ganz in der Nähe und zum Schluss zu einem Höhepunkt, dem Municipal-Mercado. Hier ist was los, man kann vom rostigen Nagel, bis zur halben Kuh alles kaufen. Die frischen Mangos haben es uns besonders angetan.

Weiter geht’s nach Norden, 30 km vor Nasca wurde ein Friedhof aus der Präinkazeit ausgegraben. Die Mumien sitzen immer noch guterhalten in ihren Gräbern und das ganze ist schon ein bisschen gruselig. In Nasca gibt es ausser den 20 km nördlich liegenden Geoglyphen nichts besonderes. Diese Linien, die Däniken den Ausserirdischen zuschreibt, keiner weiss genau, warum sie angelegt wurden, sind am besten vom Flugzeug aus zu sehen. Die kleinen Maschinen hatten es uns nicht angetan und so haben wir von einem Aussichtsturm zwar nur einen kleinen Teil gesehen, dafür aber war es sicher. So zuckelten wir dann die fast 1000 km nach Chile wieder zurück und wollen als nächstes weiter im Süden Feunde treffen und dann die 4 Andenüberquerung nach Argentinien angehen.

März 2003

Zur Zeit sind wir im Manantial Parque, der schönsten Campinganlage in Paraguay, die der Familie Pretzel aus Hohenau gehört. An dem Namen der Familie und der Ortschaft erkennt man sofort, dass wir uns in einer deutschen Ecke in Paraguay befinden. Ganz im Süden des Landes, nahe der Grenze zu Argentinien gelegen, sprechen 70 % der Bevölkerung deutsch. Es ist jedem zu empfehlen, diese Anlage mit der herzlichen und gastfreundlichen Familie zu besuchen.

Nun zurück zu Nord-Chiele, wo wir uns in Antofagasta mit unseren Freunden, Sonja und Klaus, die mit ihrem Unimog auf Weltreise sind, getroffen haben. Wir standen eine Woche am angeblich schönsten Wüstenstrand der Welt (die Bilder habt Ihr ja gesehen) und es ist schon schön wieder mit Gleichgesinnten über “Gott und die Welt” zu ratschen. Von hier aus gingen wir die 5. Andenüberquerung über den “Paso de Jama” an. Eine kurze Beschreibung, was man darunter versteht: Es geht vom Meer auf die Kordillere (1200 m) hoch, dann weiter nach Calama (2.200m), über einen Pass von 3.9oo m wieder runter nach San Pedro de Atacama (2.400 m). Jetzt geht es erst richtig los, von hier aus zieht sich die Strasse ohne Kehren in 50 Kilometern auf eine Höhe von 4.9oo m hoch, immer noch ist guter Teer vorhanden. Hier oben schnauft unsere PAAM und nicht nur die,, ganz schön. Weiter geht es immer auf einer Höhe von 4.700 - 4.200 m durch so manches Hochtal mit vielen Salzseen und den dazugehörenden Flamingos bis wir den Paso de Jama, die Grenze zu Argentinien, erreichen. Hier hört die sehr gute Teerstrasse auf und brutaler Schotter mit Wellblech beginnt. Auf 4.000 m ist die Grenzstation, die wieder problemlos überwunden wird und weiter hoppelt man stundenlang auf einer Höhe von 4.ooo m an einem Salar (Salzsee) entlang, bevor man die Ortschaft Susques (3.500m) erreicht. Auf dieser Höhe geht es weiter, bis man den letzten Pass, der die 4.000 m gerade noch erreicht, überquert hat. Die Strasse schlängelt sich nun atemberaubend, natürlich nicht gesichert, in endlosen Kehren bis ins Tal (2.500 m). Jetzt fährt man wieder auf Teerdecke im total grün bewachsenen Flusstal (das fasziniert einen, nach fast 2 Monaten Wüste) bis zur Stadt Juyu. (2200m). So sind wir bei dieser Andenüberquerung von S.P.de Atacama bis Juyu 500 km, nur durchs Gebirge gefahren.

Hier in Juyu treffen wir uns nochmals mit unseren Freunden, die weiter in die Berge fahren wollen, um den Karneval der Indios zu filmen (liegt leider über 3.000 m, also nichts für uns). Wir fahren weiter nach Süden in Richtung Salta. Hier geniessen wir noch einen Tag auf dem Campingplatz das riesige Schwimmbad (ca. 300 m lang und 100 m breit). Auch hier im Camping treten Gruppen von Indios in ihren federgeschmückten Karnevalkostümen auf. Weiter geht es durch den Chaco von Argentinien, ein ziemlich flaches, heisses und feuchtes Gebiet und nach 1000 km stehen wir an der Grenze von Paraguay. Zwar läuft hier alles ein bisschen chaotisch ab, aber der Papierkram ist schnell erledigt und bald fahren wir über die grosse Brücke des Rio Paraguay, an dem auch die Hauptstadt Asuncion liegt. Der Campingplatz ist dank Angelika und Peter (Stadtplan und genauer Bezeichnung mit GPS-Daten) leicht und schnell gefunden. Paraguay ist ein sehr armes Land, man merkt es auch in der Hauptstadt, Strassen, öffentliche Gebäude usw. verlottern. Eigentlich wollten wir einige Tage in Asuncion bleiben, aber die Mücken am Campingplatz, der wunderschön im botanischen Garten liegt, haben uns vertrieben. Also ziehen wir nach 2 Tagen weiter.

An der Stadtgrenze hält uns die Polizei auf. In Paraguay muss man auch am Tage mit Licht fahren, wir hatten natürlich keins an. Ein Strafzettel wäre fällig, den man in der Stadt bezahlen soll und dann wieder bei der Kontrolle vorzeigen muss. Es ging aber nicht um den Strafzettel, sondern um Schmiergeld. Wir mussten 50.000 Guiranis = 8 Euro) bezahlen, die der Polizist natürlich in die eigene Tasche steckt. Es ist uns das erstemal in Südamerika passiert und wir waren stocksauer. Die Pretzels haben nur gelacht, denn der Spruch in Paraguay heisst: Wer gut schmiert - der gut fährt!! Wieder was dazugelernt. Hier im Parque Manantial werden wir richtig verwöhnt, riesige Campinganlage mit 2 Pools, mit Jeepfahren durch den Dschungel, Flussüberquerung auf dem Schleuseil, es gibt vom handtellergrossen Schmetterling bis zum Affen jede Menge Tiere. Der Gipfel der Betreuung war, als die Familie mitbekam, dass Anatol gerne das Formel 1-Rennen anschauen würde (kam hier um Mitternacht) gaben sie uns einen Fernseher mit ins Auto. Also Ihr seht, uns geht es immer noch gut. In einigen Tagen wollen wir nach Brasilien zu den Iguazu-Wasserfällen weiterfahren.

hasta luego Marianne und Anatol